Es war der Abend des 6. September 1902, als sich Otto Riechers, Fritz Hornburg, Albert Behnemann, Bernd Schumacher, Bernhard Hasch, Fritz Lüdemann und…….. zusammensetzten, um einen neuen Radfahrerverein zu gründen. In Gerhard Dockens Lokal ( später hieß dies Lokal Ellmers Cafehaus Schorf ) traf man sich und fasste die Ziele des neuen Vereins in den Satzungsparagraphen zusammen:
1 – Pflege des Radsports durch Touren-, Renn-, Kunst- und Reigenfahren
2 – Hebung der Geselligkeit unter den Mitglieder durch Veranstaltung von Festen usw.
Man begann den sportlichen Teil mit Tourenrädern und deren Umbauten. Aus den Anfangsjahren des Vereins ist nicht viel Schriftliches überliefert, doch sportlich muss schon Einiges gelaufen sein, denn eine ganze Reihe von Pokalen im Vereinsschrank weist auf erfolgreiche Sportler hin. Vor allem die Gebrüder Kämena trugen den Namen des Vereins über die Grenzen Bremens hinaus. Bernhard ( der 1907 als 16-jähriger das Training aufnahm) und Johann beherrschten die Grundkenntnisse am besten. Die Grundkenntnisse, das hieß: Reigenfahren und Rückwärtsfahren – nur wer das konnte, durfte auch aufs Radballrad. Vor 1915 konnten sich die beiden Brüder insgesamt 7 Gaumeistertitel sichern und nach dem Krieg ging es weiter. Bernhard kam am Mittwoch aus der Gefangenschaft zurück, am Sonntag trat er zum nächsten Turnier an und : wieder ein Sieg für die Kämenas.
Bernhard spielte übrigens bis zum 65. Lebensjahr offiziell lizenziert Radball und hängte erst mit 71 das Rad an den berühmten Nagel, als ein scharf geschossener Ball eines jüngeren Vereinskollegen seinen Daumen umknickte .
Nach dem ersten Weltkrieg zog der Verein mit seinen Trainingsabenden dann in die Gaststätte St. Pauli in Horn um . ( Heute liegt an dieser Stelle der Parkplatz des Kaufhauses Lestra ). Radball spielte man sofort weiter und auch die übrigen Vereinsaktivitäten liefen recht schnell wieder an. Im Rennsport beherrschten die Gebrüder Gröne und die Gebrüder Gerken die Szene.
Für die Geselligkeit wurde gleich etwas beschlossen : Alle 14 Tage findet ein Stammtisch statt.
An diesen Stammtischen wurden dann auch die Planungsgespräche des Vereins geführt. Die Protokolle der monatlichen Versammlungen zeigen, dass man sich weitgehend mit Ausflügen ( Radtouren nach Wildeshausen, Schwanewede, Rotenburg ) zu befreundeten Vereinen, Mitarbeit bei den Festen anderer Vereine und der Ausrichtung von Bällen und Kommersen beschäftigte. Rein sportliche Fragen scheinen in dieser Zeit auf den Trainingsabenden geregelt worden zu sein. Der Bedarf und das Interesse der Mitglieder an geselligen Unternehmungen und Unterhaltung war viel viel größer, als wir das heute im Sport erleben. So gab es Oster-, Sommernachts- und Sylvesterbälle, und wenn der Platz oder die Zeit in St. Pauli nicht reichte, führte man auch Bälle an anderen Orten , so z.B. im Schützenhof Wörpedorf durch. Gekoppelt waren diese Feste oft mit Radballturnieren oder anderen Kunstradwettbewerben. Ihre Künste konnten die Vereinsmitglieder auch auf den Festen der benachbarten Ortsvereine zeigen. Ob Eisenbahnersportverein oder Gesangverein – man trat auf und man tauschte Festbeiträge aus.
Dabei wurde der Verein straff geführt. Jeden Monat gab es eine offizielle Versammlung, an der Teilnahmepflicht herrschte . Wer nicht erschien, hatte 1 Mark Strafgeld zu zahlen ( Das Eintreiben dieser Gelder scheint übrigens nicht sehr einfach gewesen zu sein. ) . Strafgeld wurde auch von den Mitgliedern gefordert, die z.B. nicht an der Trauerfeier für das Gründungsmitglied Bernhard Schumacher teilgenommen hatten.
Auf der Versammlung mussten dann auch immer wieder Unklarheiten zu den beliebten Verlosungen / Tombolas geklärt werden. Mal wurde ein falscher Preis ausgegeben, mal sollte sich jemand einen Gewinn erschlichen haben.
1925 wurde der Verein nach einigen juristischen Problemen offiziell in das Vereinsregister eingetragen, und die damit verbundenen Formalien „bereicherten“ nun die Arbeit des Vorstandes.
Sportlich wurde immer wieder der Wechsel vom Bund Deutscher Radfahrer zur Deutschen Radfahrer Union diskutiert. 1927 wechselte man, doch vor allem die Saalradsportler forderten immer wieder die Rückkehr zum BDR.
Diese „Unruhe“ machte sich auch in der Besetzung des Vorstandes bemerkbar. Zwischen 1927 und 1933 wechselten sich – teilweise nach langen Diskussionen und gegenseitigen Schuldvorwürfen – Johann Kämena und Otto Riechers immer wieder als Vorsitzende ab.
Dass man dennoch sportlich erfolgreich arbeitete, machte die Durchführung des „Großen Semperpreises“ am 19.8.1928 deutlich: Ein Rennen von Bremen nach Bremerhaven ( über Tarmstedt, Beverstedt ) und zurück. Die Durchführung dieses Wettbewerbs um die Preise des bekannten Fahrradwerkes brachte viel Arbeit – erfolgreiche.
Es gab einen Überschuss und man konnte wieder einmal daran denken, neue Radballräder bei der Firma Köping in Hamburg zu bestellen – auf Kredit natürlich. In dieser Zeit findet sich in den Unterlagen des Vereins auch der Name des weit über Bremen bekannten Radrennfahrers Felix Nicato als Mitglied. Nach Unstimmigkeiten über Preisgelder trennte man sich allerdings sehr schnell wieder.
Nachdem sich Willi Husher, der Besitzer des Lokals „Jürgens-Holz“ als sehr radsportbegeistert zeigte, entstanden erste Ideen eines weiteren Wechsels der Sportstätte und des Vereinslokals und zwischen 1934 und 1938 zog der Verein dann ( übrigens zum ersten Mal in seiner Geschichte ) richtig nach Oberneuland .
Ab 1933 machte sich auch im Verein der Einfluss des Dritten Reiches bemerkbar. Aus dem Vorsitzenden wurde der Vereinsführer, eine neue reichseinheitliche Satzung wurde eingeführt. In dieser Zeit wurden die Protokolle immer kürzer, und die Mitgliederzahl schrumpfte.
Am 14.1.1938 fand die letzte protokollierte Versammlung vor dem 2. Weltkrieg statt. Danach tauchen nur noch vereinzelte Eintragungen im Kassenbuch auf. Die Geschichte des Vereins bleibt bis 1948 im Dunkeln.
Nach dem 2. Weltkrieg dauerte es einige Jahre, bis man an die Wiedergründung des Vereins gehen konnte. Am 29.4.48 wurde er in der Gaststätte Lönnecker wiedererweckt. Dietrich Hausschild, Speckmann, Bernhard Kämena I und II, Hinrich Gerken, Wilhelm Gerken, Otto Riechers, Johann Tesch., Johann Kämena, Walter Behnemann und Georg Voigts lauten die Unterschriften auf dem Gründungsprotokoll, das mit Genehmigung der amerikanischen Militärregierung die Wiederaufnahme des Vereinslebens ermöglichte.
Die Anfangsjahre waren naturgemäß sehr schwierig. Straßenfahren war fast noch einfacher als Radballsport. Ein großer Erfolg der Vereinsgeschichte konnte dennoch schon 1954 verbucht werden, als Peter Meyer und Jürgen Voigts die Teilnahme an der Deutschen Jugendmeisterschaft erreichten – ein Erfolg, der bis dahin nur vor dem Krieg den Gerbrüdern Ilsemann gelungen war.
Die letzte Eintragung einer Radrennteilnahme von Christian Eggerding, Jürgen Voigts und Peter Meyer datiert dann aus dem Jahre 1955 und 1957 scheitert am Einspruch der Polizei auch der letzte Versuch der Ausrichtung eines Radrennens. Der Verein stützt sich ganz auf den Radballsport.
Dabei wurde immer deutlicher, dass die Wirte ihre Säle für den Sport nicht mehr zur Verfügung stellen wollten. Aus dem Saalradsport wurde ein Hallenradsport. Unter der Führung des neuen Vorsitzenden Wilhelm Gerken ( seit 1954 ) erwarb der Verein die Reste einer abgebrannten Baracke aus der Innenstadt und in mehrjähriger Arbeit bauten die Mitglieder diese „Baracke“ zur Radballhalle um. Nachdem zunächst Überlegungen angestellt wurden, die „Halle“ auf dem Geländer der Fritzewiese aufzustellen, blieb man dann doch in Oberneuland, weil die meisten Mitglieder aus diesem Ortsteil stammten. Vereinswirt Köhn stellte auf seinem Gelände per Erbpacht ein Grundstück zur Verfügung.
1957 wurde die neue Halle eingeweiht – der Verein war sein eigener Herr. Die Halle hatte zwar keine sanitären Einrichtungen ( die Bedürfnisse mussten vorn auf dem Gelände im Lokal „Jürgens-Holz“ gelöst werden ) und keine Heizung – aber es war die eigene.
Sportlich machten z.B. Ingrid Görner und Hannelore Götz im Kunstradfahren auf sich aufmerksam und Wagschal / Meyer waren eine bewährte Radballtruppe.
Mindestens seit 1959 wurde das Radballturnier am Bußtag die Top-Veranstaltung des Vereins, dessen Radballmannschaften im Bremer Raum in Bezirks- und Landesliga spielten. Formal gehörte der Verein in diesen Jahren wie der gesamte Bremer Radsportverband zum Radsportverband Niedersachens.
1962 wurde die Halle durch die Sturmkatastrophe schwer beschädigt. Um die auch damit verbundenen finanziellen Probleme zu lösen wurde auf die Durchführung mehrerer Bälle verzichtet – nur der Sylvesterball blieb noch einige Jahre erhalten. Einsatz und Ergebnis standen in keinem Verhältnis mehr zueinander.
Eine neuen Schwung erhofften sich die Vereinsmitglieder 1964 durch die Einrichtung einer Tischtennisabteilung – doch kam diese nie zu einer bedeutsamen Größe.
Die finanzielle Situation des Vereins entspannte sich nun endlich ein wenig, vor allem weil sich mehrere Vereinsmitglieder eigene Räder kauften. So musste die bei den Sitzungen übliche Groschenkasse nicht mehr beansprucht werden.
Sportlich war die Niedersachsenmeisterschaft von Karl-Heinz Schwerdtfeger und Jörn Ahlden der Höhepunkt der Jahre.
1969 musste der Verein für ein Jahr zur Schule Rockwinkel ausweichen, denn ein neuer Fussboden musste in die Halle.
Doch schon bald tauchten erste Ideen einer Verlegung der Halle auf, denn Vereinswirt Köhn beabsichtigte, seine Gaststätte zu schließen und das Gelände zu verkaufen. Jahrelang bildeten die mit einem Neubau einer Halle verbundenen Fragen das zentrale Thema der Vereinsarbeit. Rudolf Meyer entwarf als gelernter Zimmermann eine passende Halle, die mit stattlicher Förderung gebaut werden könnte. Als dann nach einigen Jahren klar war, dass eine Großsporthalle auch in Zusammenarbeit mit dem FC Oberneuland nicht finanzierbar war, stellte der Verein das Projekt ein und zog in die Halle der Schule Rockwinkel um. Hier gab es dann recht bald wieder eine „Baufrage“, denn die Unterbringung der Räder und des anderen Materials in den Geräteräumen der Turnhalle warf immer wieder Probleme auf. Nach jahrelangen Vorverhandlungen mit der Stadt entstand dann in nur 10-tägiger Bauzeit unter Mithilfe aller Aktiven der heutige Geräteanbau. Er ist seit 1988 das Zentrum des Vereins.
Sportlich hatte schon 1974 eine neue Zeit begonnen, denn mit dem offiziellen Bestehen seiner Übungsleiterprüfung übernahm Reinhold Bellman die Trainingsarbeit des Vereins – eine Arbeit, die sich bis heute auszahlt. 1974 fanden in Bremen die Deutschen Hallenradsportmeisterschaften statt – der Verein war stark engagiert. 1977 erledigte der Verein dann allein die Norddeutschen Jugendmeisterschaften in Blockdiek.
Am 18.10.1981 trug die Arbeit R. Bellmanns die ersten Früchte: Axel Bellmann und Thorsten Schwerdtfeger wurden Bundessieger im Radball der Schülerklasse B. Im Herbst 1984 belegten Olaf Bellmann und Frank Runge bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften den 6. Platz.
Auch beim BDR wurde man auf den Verein in Bremen aufmerksam und 1989 nahmen Bellmann/ Runge für Deutschland an einem Länderkampf gegen Dänemark teil ( sie gewannen übrigens ) .
1990 kam dann der nächste dicke „Hammer“, denn Stefan Vesper und Thorsten Schwerdtfeger stiegen in eigener Halle durch Siege gegen Hahndorf, Iserlohn und Leeden in die 2. Bundesliga auf.
Im gleichen Jahr tauchten zum ersten Mal Marcus Schwerdtfeger und Oliver Goffing bei den norddeutschem Meisterschaften überregional auf. 1992 schafften sie bei den Deutschen Meisterschaften in Gärtringen den 5. Platz.
1994 gelang es dann nach mehreren erfolglosen Anläufen, einen Platz in der 1. Bundesliga im 5-er Radball zu erreichen. Leider reichten Glück und Können nur für ein Jahr in der Spitzenliga.
Im Zweier gelang nach mehreren Jahren in der zweiten Bundesliga im November 1997 der Aufstieg unserer damaligen Spitzenmannschaft Olaf Bellmann / Stefan Vesper in die erste Bundesliga. Die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft in Singen 1999 ( in der neuen Besetzung Olaf Bellmann / Lars Hellberg) und am Deutschlandpokalfinale 2001 waren Highlights einer Entwicklung, die nun im Jubiläumsjahr 2002 wieder mit der Teilnahme am Finale des Deutschlandpokals ( ausgerichtet vom Verein uhren replica rolex in der Sporthalle in Schevemoor ) und der Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft im Oktober in Denzlingen ihren Höhepunkt erfuhren. Wir drücken die Daumen!
Neben dem Sportlichen macht weiterhin auch der gesellige Teil das Vereinslebens aus, auch wenn in der neuen Satzung des Vereins der Sport im Vordergrund steht. Die jährlichen Kohl- und Pinkel-Fahrten, Weihnachtsfeiern, Vereinsmeisterschaften, Sommerturniere und vor allem in letzter Zeit das Mitfahren zu den auswärtigen Punktspielen bilden Kernpunkte dieser Aktivitäten.
Auch die Mitarbeit bei den Veranstaltungen im Ortsteil ist zu erwähnen, sei es bei 800-Jahrfeier Oberneulands oder beim Schützenfest, dessen Spiel ohne Grenzen seit Jahren durch uns mit getragen wird .
100 Jahre wird der Verein in diesem Jahr. Wünschen wir ihm alles Gute für das nächste Jahrhundert.